Zementfliesen stammen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und sind an ihren schnörkeligen, ineinander greifenden Motiven leicht zu erkennen. Da die Herstellung in Handarbeit sehr aufwendig ist, wurden portugiesische Fliesen selten im privaten Umfeld eingesetzt. Seit dem Siegeszug digitaler Drucktechniken stoßen Fliesen in Zementoptik aber auf eine erhöhte Nachfrage. Grund dafür sind nicht nur die beliebten Muster, sondern auch die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten, die Robustheit und der niedrige Preis gegenüber dem Original.
Selbst wenn man Zementfliesen nicht kennt, in München stößt man gar nicht so selten auf sie. Während der Jahrhundertwende, zur Zeit des Jugendstils, waren Zementfliesen der „letzte Schrei”. Und wer z.B. schon einmal das Müller’sche Volksbad, die Münchner Kammerspiele oder die Erlöserkirche in Schwabing besucht hat, der hat Zementfliesen nicht nur gesehen, sondern mit hoher Wahrscheinlich auch einen Fuß darauf gesetzt.
Allgemein erfuhren Zementfliesen während des 19. Jahrhunderts eine beachtliche Verbreitung in ganz Europa. Die unzähligen Jugendstil-Bauwerke sind heute noch vielfach im Original erhalten – und werden nicht selten von Touristen bestaunt.
Da die Übergänge zwischen den Farbfeldern bei Zementfliesen sehr weich sind, wirkt das Spiel der Farben recht natürlich und es entsteht der Eindruck, dass die verlegte Fläche belebt oder gar lebendig ist. Diese optische „Lebendigkeit” hat in jüngster Zeit eine regelrechte Renaissance erlebt: Während Zementfliesen in Handarbeit sehr aufwendig herzustellen sind, sieht Feinsteinzeug in Zementoptik dem Original nicht nur täuschend ähnlich, sondern überzeugt deren Käufer auch durch andere Vorteile.
Vorteile von Fliesen in Zementoptik
Feinsteinzeugfliesen werden dank modernster digitaler Drucktechniken zu Fliesen in Zementoptik. Anders als das Original sind sie:
- wesentlich dünner
- einfacher zu verlegen
- weniger aufwendig herzustellen und damit günstiger
- frostbeständig
- frei von Imprägnierungen
- vielfältiger in der Auswahl der schönen Dekore
- einfacher zu reinigen
Zementfliesen = Handarbeit = Aufwendig & Teuer
Früher, vor dem Siegeszug digitaler Drucktechniken, wurden Zementfliesen in aufwendiger Handarbeit hergestellt. Auch heute noch werden sie dabei nicht gebrannt, sondern jede einzelne Fliese wird gepresst mittels Hydraulik. Für das Motiv wird also eigens eine Metallform gegossen, die die verschiedenen Farbbereiche sauber voneinander trennt. Um die weichen Übergänge zwischen den Grenzen der Dekore zu perfektionieren, werden die einzelnen Felder mit ausgewählten Farbstoffen, Marmorstaub und Felsgranulat befüllt. Nach einer gewissen Ruhezeit wird die Fliese viele Stunden lang gewässert und anschließend über mehrere Wochen eingelagert.
Zementoptik = Unkompliziert = Vielseitig & Langlebig
So schön das Ergebnis auch sein mag – die Herstellung von Zementfliesen steht in keinem Verhältnis zum erforderlichen Aufwand bei digital bedrucktem Feinsteinzeug in Zementoptik. Die nachempfundenen Dekore stehen traditionellen Zementfliesen in Puncto Optik in nichts nach, im Gegenteil: Feinsteinzeug bietet sogar die größere Palette an Motiven – aber das bleibt ohnehin Geschmackssache.
Entscheidend für den Einsatz in den eigenen vier Wänden ist vielmehr die Dicke bzw Dünne des Materials. Original Zementfliesen sind nicht nur dicker (>2cm) wie das Pendant aus Feinsteinzeug (8mm), sondern die Originale können nur mit einer Aufbauhöhe von ca. 2,3 cm verlegt werden. Allein deshalb ist eine Verlegung der Originale in vielen Wohnräumen gar nicht realisierbar. Keramische Fliesen mit einer Dicke von 8 mm lassen sich dagegen in allen Räumen einfach verlegen.
Überall einsetzbar: Fliesen in Zementoptik
Doch nicht nur die benötigte Aufbauhöhe lässt den Traum von handgemachten Zementfliesen öfter platzen, sondern auch die „Sensibilität” des historischen Baustoffs. So sind Zementfliesen z.B. für den Außenbereich gänzlich ungeeignet. Originale werden gepresst, Feinsteinzeug wird gebrannt. Das hat zur Folge, dass echte Zementfliesen poröser sind, also Wasser aufnehmen können. In Innenbereichen werden die Originale deshalb imprägniert, damit kein Wasser in die Fliese eindringt und sie einfacher zu reinigen sind.
Im Außenbereich reicht eine solche Imprägnierung aber nicht aus: Wasser kann von unten in die Zementfliese eindringen, gefrieren und den Stein sprengen. Bei Feinsteinzeug in Zementoptik ist das ausgeschlossen. Sie sind für ihre niedrige Porosität (=Wasseraufnahme) allgemein bekannt und kommen ja gerade deshalb vermehrt im Außenbereich zum Einsatz. Die Kombination von Bodenfliese und Wandfliese ist überdies sowohl drinnen als auch draußen problemlos möglich.
Leichte Pflege & Geringer Preis
Während Zementfliesen niemals mit säurehaltigen Reinigungsmitteln behandelt werden, weil diese die Oberflächenschicht angreifen, die zum Teil aus Marmor besteht, halten Fliesen in Zementoptik deutlich mehr Widerstände aus. Das gilt nicht nur, was Reinigungsmittel anbelangt, sondern auch für Stöße oder Kratzer.
Was am Ende dann mehr überzeugt: Die schönen Motive? Der Retro-Charme? Oder der günstige Preis? Da Feinsteinzeug nicht nur unglaublich stabil, sondern auch so gut wie kein Wasser aufnimmt, eignen sich Fliesen in Zementoptik besonders für Bad und Küche. Sie können als Bodenfliesen sowie als Wandfliesen genutzt werden, um stilistische Akzente zu setzen oder verschiedene Stile miteinander zu verbinden. Das macht ihren einzigartigen und (oftmals) farbenfrohen Charme so besonders.